Gesundheitsvorsorge bei der Norwegischen Waldkatze

Der Preis für ein Kitten vom Züchter liegt nicht zuletzt maßgeblich in der umfassenden Gesundheitsvorsorge begründet, die für alle Katzen im Haushalt des Züchters ganz allgemein, für die Elterntiere ganz im speziellen und natürlich für die Kitten betrieben wird.

Die seriöse Zucht von Rassekatzen bedarf ein hohes Maß an Verantwortung und Fachwissen.
Welche gesundheitliche Probleme gab es ggf. in welchen Linien?
Passen die Stammbäume zusammen? Werden ggf. kritische Linien gekreuzt? Wie hoch ist der Inzuchtkoeffizient?

Auch ein seriöser Züchter kann natürlich nicht alles wissen. Aber mit diesen Fragen wird er sich regelmäßig auseinander setzen und wird sich stetig fortbilden.

Als Liebhaber dagegen muss man sich auf das verlassen, was einem der Züchter erzählt und erklärt. Aber man kann sich vorab ein paar Informationen holen, damit man nicht völlig blauäugig an die Kittensuche heran gehen muss und am Ende gar bei einem Kitten hängen bleibt, das im Internet als Edelkatze/Edelkatzenmix o.P. (ohne Papiere) beworben wird.

 

Welche Gesundheitsvorsorge sollten die Eltern Ihres Kittens haben?

 

Mögliche genetische Krankheiten die per Gentest ausgeschlossen werden können:

 

Züchter, die im Verein züchten, sind zum Nachweis verpflichtet, dass aus der Verpaarung keine Gefahr für die Kitten droht, an der Glykogenspeicherkrankheit Typ IV zu erkranken. Kurz:

GSD IV

Die Krankheit GSD IV ist eine erblich bedingte Fehlfunktion des Glukosestoffwechsels und sie kann speziell bei der Norwegischen Waldkatze auftreten.

Glukose (= allgemein besser als „Traubenzucker“ bekannt) ist Energiequelle der Katze.
Im Körper wird die Glukose in der Leber, den Muskeln und in den Nervenzellen gespeichert. Zum Zwecke dieser Speicherung nimmt die Glukose die Form namens Glykogen an. Glykogen ist ein „Vielfachzucker“ und setzt sich aus vielen Glukose-Einheiten zusammen. Sozusagen wie „ein Bündel voll Traubenzucker“.
Wann immer der Körper Energie braucht, spaltet sich ein Traubenzucker von seinem Speicherbündel ab.
Dafür, dass der Vorgang des Bindens von Traubenzucker an das Speicherbündel und die wieder Abspaltung bei Energiebedarf einwandfrei und reibungslos klappt, ist ein Enzym verantwortlich: Das „Glycogen Branching Enzym“ (GBE).
Funktioniert dieses Enzym nicht, häuft sich Traubenzucker unkontrolliert in verschiedenen Zelltypen an. Dies führt zu fortschreitenden Organfehlfunktionen.

Genau das passiert leider bei der Krankheit GSD IV.

Kitten sterben meist bei oder kurz nach der Geburt (vermutlich durch Überzuckerung). Aber es gibt auch Kitten, die nicht sofort sterben, sondern sozusagen mit dieser Krankheit im Gepäck in ihr neues Zuhause ziehen. Diese überlebenden Kitten haben eine maximale Lebenserwartung von 10-14 Monaten. Ihre Entwicklung ist normal, bis es im Alter von ca. 5 Monaten zu einer fortschreitenden „neuromuskulären Degeneration“ (=Rückbildung/Verfall von Zellen, Geweben und Organen in Bezug auf die Nerven und Muskeln) kommt, die letztendlich zum Tode führt.

 


 

Eine weitere Genkrankheit, die per Gentest ausgeschlossen werden sollte ist die Pyruvatkinase-Defizienz kurz:

PK-def.

Die Pyruvatkinase-Defizienz ist eine Erbkrankheit die zur Blutarmut (Anämie) führt. Aufgrund Fehlens des Enzyms „Pyruvat-Kinase“, welches für die Energiegewinnung in den roten Blutkörperchen benötigt wird, sind die roten Blutkörperchen stark geschwächt und haben eine verkürzte Lebensdauer. Betroffen ist folglich die Sauerstoffversorgung der erkrankten Katze, die müde und schwach wirkt und blasse Schleimhäute aufweist. Infektionen und Stress können schließlich zum verstärkten Abbau der roten Blutkörperchen führen (hämolytische Krise). Symptome sind z.B. gelbe Schleimhäute (Gelbsucht) und Fieber. In solchen Fällen kann eine Bluttransfusion notwendig sein.

Die Krankheit kann tödlich verlaufen und sie ist nicht heilbar.

 


 

Autosomal rezessiver Erbgang

Man kann von Glück sagen, dass diese beiden Krankheiten durch autosomal rezessiven Erbgang an die Kitten gegeben werden.

Sowohl die Mama als auch der Papa tragen jeweils zwei Kopien für das Merkmal mit sich. Sie geben jeder jeweils eine dieser beiden Kopien an die Kitten weiter.
Ein Kitten erkrankt somit nur, wenn es sowohl ein betroffenes/krankes Gen von der Mama als auch vom Papa vererbt bekommen hat. Beide Eltern müssen also das mutierte Gen tragen, um ein krankes Kitten zu zeugen. Sie selbst müssen dabei aber nicht unbedingt erkrankt sein, sondern können das mutierte Gen unbemerkt, versteckt mit sich herum tragen.

Und genau hier liegt die Gefahr, wenn man ein Kitten kauft, dessen Vorfahren nicht auf GSD IV oder PK-def. getestet wurden.

Es gibt je einen Gentest, der Aussage darüber trifft, ob die Elterntiere das mutierte Gen tragen und deshalb kranke Babies zeugen können.

Drei Genotypen können vorliegen:

1. Genotyp N/N
= Genotyp normal/normal
Es handelt sich um eine gesunde Katze, die zwei normale, gesunde Gene trägt. Sie trägt die Mutation nicht in sich und kann sie somit nicht an Kitten weitervererben.

2. Genotyp N/mut bzw. N/K
= Genotyp normal/mutiert bzw. normal/krank
Es handelt sich um eine gesunde Katze. Sie trägt ein normales, gesundes Gen und ein krankes, mutiertes Gen. Da das gesunde Gen gegenüber dem mutierten „dominant“ ist, wird sie selbst nicht an der Krankheit erkranken. Aber sie trägt die Mutation versteckt mit sich und kann sie an ihre Kitten weiter geben. Diese Wahrscheinlichkeit liegt immerhin bei 50%. Diese Katze darf daher auf keinen Fall mit einer Katze verpaart werden, die auch das mutierte Gen versteckt mit sich trägt, da die Kitten sonst mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% an der Erbkrankheit leiden werden.

3. Genotyp mut/mut bzw. K/K
= Genotyp mutiert/mutiert bzw. krank/krank
Es handelt sich um eine kranke Katze. Leider hat sie ein mutiertes Gen von ihrem Vater und ein mutiertes Gen von ihrer Mutter erhalten und leidet somit an der Erbkrankheit. Diese Katze würde die Mutation zu 100% an ihre Kitten weiter geben.

Es ist also unerlässich, dass die Eltern oder die Vorfahren auf GSD IV und PK-def getestet wurden.
Im Anschluss an die Bezeichnung „GSD IV“ und „PK-def“ liest man bei einem einwandfreien Testergebnis den Zusatz „N/N“.

 


 

Mögliche genetische Krankheiten die per Ultraschall untersucht werden können:

 

Seriöse Züchter lassen im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zuchtkatzen „auf Herz und Nieren prüfen“.

 

Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

 

Es handelt sich um eine Herzmuskelerkrankung bei Katzen nahezu aller Rassen – auch normaler Hauskatzen.

Ein seriöser Züchter lässt das Herz der Elterntiere im besten Fall bereits vor dem ersten Zuchteinsatz und im Anschluss in regelmäßigen Kontrollabständen von einem Spezialisten, einem zertifizierten Kardiologen per Ultraschall untersuchen. Da diese Krankheit tödlich verläuft und zum Teil wirklich sehr tragisch (plötzlicher Tod von einer Sekunde auf die Andere), ist diese Untersuchung enorm wichtig.
In keinem Fall sollten Sie ein Kitten von jemandem kaufen, der seine Katzen überhaupt nicht oder höchstens ein Mal im ganz jungen Alter und dann niemals wieder schallen lässt.

Ein seriöser Züchter versucht durch Studieren der Stammbäume die risikobehafteteren Linien zu meiden. Risikoreiche Kombinationen gewisser Stammbäume wird er nicht wagen. Er wird auch versuchen den Inzuchtkoeffizienten möglichst gering zu halten bzw. darauf achten, dass gewisse Vorfahren nicht durch leichtsinnige Verpaarungen verfielfacht werden. Er wird sich stetig darüber fortbilden, welche Kombinationen unglücklicherweise zu an HCM erkrankten Nachkommen geführt haben, sich mit anderen Züchtern darüber austauschen. Vor dem Kauf eigener Zuchttiere wird er sich vergewissern, dass deren Vorfahren die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen haben und sich bezüglich der Linien von anderen Züchtern/Freunden Meinungen einholen und nach Erfahrungen fragen.
Trotz aller Vorsicht und Umsicht kann man sich leider nie zu 100% sicher sein und eine Garantie, dass Ihr Kitten nicht an HCM erkranken wird, kann leider nicht gegeben werden. Aber das Risiko, kann (und muss) auf ein Minimum reduziert werden.

Ein seriöser Züchter wird Sie im Übrigen auch über die künftigen Ultraschallergebnisse der Eltern Ihres Kittens auf dem Laufenden halten und im Falle eines später auftretenden, auffälligen Befundes mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen. Erkennt man die Krankheit frühzeitig, kann der Katze trotzdem oft noch ein relativ langes, glückliches Leben ermöglicht werden.

Eine ganz besonders gute Info-Seite zum Thema HCM finden Sie hier.

 


 

Polyzystische Nierenerkrankung (PKD)

 

Es handelt sich um eine Nierenerkrankung , die vorwiegend bei Perserkatzen, jedoch auch bei Katzen nahezu aller Rassen – auch normaler Hauskatzen vorkommen kann.

Ein seriöser Züchter lässt – oft zeitgleich mit dem Herzen – die Elterntiere per Ultraschall auf PKD untersuchen. Es handelt sich um einen dominanten Erbgang, d.h. gesunde Eltern werden keine kranken Babies bekommen.

Eine gute Info-Seite zum Thema PKD finden Sie hier.

 


 

Gentests auf HCM und PKD

Es werden bereits diverse Gentests angeboten, um Katzen auf HCM und PKD untersuchen zu lassen. Jedoch unterscheiden sich die verschiedenen Rassen genetisch voneinander, so dass es für die Norwegische Waldkatze noch keine 100% zuverlässigen, entwickelten Gentests für diese Erkrankungen gibt. Der Ultraschall bleibt daher bei der Norwegischen Waldkatze weiterhin das Mittel 1. Wahl für diese beiden Genkrankheiten.

 


 

Viruserkrankungen, die per Antigen-Test ausgeschlossen werden:

 

Mit Katzen darf nur gezüchtet werden, wenn sie frei sind von folgenden Virusinfektionen:

 

Leukämie Virusinfektion (FeLV)

 

Die Krankheit wird durch Retroviren = feline Leukämie-Viren (FeLV) ausgelöst und ist auch unter dem Namen „Leukose“ bekannt.
Beim Dachverband FIFé bekommen Kitten keinen Stammbaum ausgestellt, wenn die Eltern nicht negativ auf FeLV getestet oder gegen Leukose geimpft wurden.

Eine sehr gute Info zum Thema FeLV finden Sie hier.

 


 

FIV – Felines Immundefizienz Virus – (Katzen AIDS)

Der Virus ist dem menschlichen HIV ähnlich und wird durch Katzenbisse übertragen. Er legt sozusagen das Immunsystem der Katze lahm (Abwehrschwäche). Die Erkrankung mit FIV nimmt einen tödlichen Verlauf. Katzen müssen daher (rasseunabhängig) getestet werden, bevor sie Nachwuchs bekommen können.

Eine sehr gute Info zum Thema FIV finden Sie hier.

 


 

Welche Gesundheitsvorsorge sollte Ihr Kitten haben?

 

Parasitologische Untersuchungen

Sie sollten darauf achten, dass Ihr Kitten bereits beim Züchter regelmäßig entwurmt wurde bzw. der Züchter regelmäßig Kotproben parasitologisch untersuchen lässt. Neben Würmern können Katzen auch andere unerwünschte „Untermieter“ mit sich tragen. Daher lassen viele Züchter regelmäßig Laboruntersuchungen machen und auf Würmer, Kokzidien, Giardien und im besten Fall auch Trichomonaden testen.
Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kitten einen entsprechenden aktuellen Laborbefund überreicht bekommen, sind Sie in jedem Fall an einen sehr gewissenhaften Züchter geraten.
Fragen Sie daher am Besten schon vorab Ihren Züchter, welche parasitologischen Untersuchungen er machen lassen wird, bevor die Kitten in ihr neues Zuhause umziehen dürfen.

 


 

Impfungen

Vereine schreiben dem Züchter – aus gutem Grund – vor, dass er seine Kitten nicht ungeimpft abgeben darf. Ein seriöser Züchter impft daher seine Kitten im Alter von ca. 8-9 Wochen (ggf. ein klein wenig mehr) das erste Mal gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen (RCP) und wiederholt diese Impfung ca. 3-4 Wochen nach der Erstimpfung.
Wenn Sie Kitten angeboten bekommen, die noch vor der 12. Lebenswoche ungeimpft oder nur ein Mal geimpft ausziehen dürfen, sollten Sie hellhörig werden.

Ob eine Tollwutimpfung zusätzlich nötig ist, hängt vom Einzelfall ab. Reine Wohnungskatzen, die innerhalb Deutschlands in ihr neues Zuhause ziehen, erhalten daher im Regelfall keine Tollwutimpfung. Die Impfung ist aber nötig, wenn ein Kitten die Landesgrenze verlässt. Sie kann in manchen Gegenden ratsam sein, wenn man den Katzen gesicherten Freigang ermöglicht und sie ggf. Fledermäuse fangen könnten. In diesem Fall kann die Impfung aber auch zeitversetzt etwas später direkt von Ihnen vorgenommen werden. Je weniger Impfungen der kleine Katzenkörper auf einmal wegstecken muss, desto besser ist es sicherlich.

Info zur Impfempfehlung finden Sie hier.

 

Quellen:
https://shop.labogen.com/gentest-bestellung/katze/norwegische-waldkatze/1993/glycogenspeicherkrankheit-typ-iv-gsd4?c=6
https://shop.labogen.com/custom/index/sCustom/485
https://shop.labogen.com/gentest-bestellung/katze/abessinier/1988/pyruvatkinase-defizienz-pk-defizienz?c=6